
Der humboldt’sche Kosmos im digitalen Raum
Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss
Objekte erkunden, Besucheridentifikation fördern – durch spielerische Ansätze und interaktive digitale Tools agieren BesucherInnen als KuratorInnen.
Ob Südseeboot, Federmantel oder Phonograph – über 20.000 Exponate können künftig im Humboldt Forum betrachtet und erforscht werden. Die Vielzahl der Geschichten, die diese Objekte zu erzählen haben, können mit analogen Medien nur schwer für verschiedene Alters- und Lerngruppen greifbar gemacht werden.
Neue Perspektiven eröffnen, spielerische Ansätze fördern
Wie jedoch lassen sich die unterschiedlichen Objektbiografien umfassend und anschaulich erzählen? Oft präsentieren Ausstellungen nur ein einziges Narrativ – eine single story, die die Komplexität menschlichen Denkens und Handelns nicht umfassend darstellt. Dabei sind gerade die Vielfalt der Exponate im Humboldt Forum und die verschiedenen Blickwinkel, aus denen die Objekte betrachtet werden, der eigentliche Reichtum der Sammlungen.
Wie können BesucherInnen selbst spielerisch aktiv werden und neues Wissen in die Sammlungen einbringen? Und wie kann man in der Fülle der Exponate eine tiefergehende Auseinandersetzung fördern und Orientierung bieten? Mit diesen Fragen befasst sich die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss im Rahmen von museum4punkt0.
Umsetzungsansätze
kosmosdigital Humboldt Forum – Multiperspektivität als Leitprinzip
Mit „kosmosdigital Humboldt Forum“ entwickeln wir ein prototypisches Konzept für die multiperspektivische Aufarbeitung von Objekten via Video. Hierzu durchgeführt werden Digital Storytelling-Workshops mit KuratorInnen, WissenschaftlerInnen, VertreterInnen der Herkunftsländer der Exponate sowie BesucherInnen. Ziel ist es, ihre Erkenntnisse und Haltungen zu Objekten im Humboldt Forum aufzunehmen und zu teilen. Auf dieser Basis erarbeiten wir eine Digital Storytelling-Toolbox: Ausgestattet mit Leitfäden und Tipps, soll sie die verschiedenen Zielgruppen mit digitalen Erzählformaten vertraut machen und es ihnen ermöglichen, auf einfache Weise eigenständig Videos zu erstellen. So möchten wir Stimmen und Geschichten aus der ganzen Welt in die Präsentationen des Humboldt Forums einbringen und über das Format Video einem großen Publikum zeigen.
Ping! Die Museumsapp – Identifikation, Partizipation und spielerische Orientierung in der Sammlungsvielfalt
Wir möchten MuseumsbesucherInnen ermutigen, Exponate nicht nur zu betrachten, sondern selbst als Interpreten zu agieren. In Zusammenarbeit mit dem gamelab.berlin des Exzellenzclusters „Bild Wissen Gestaltung“ der Humboldt-Universität zu Berlin haben wir hierzu die prototypische mobile App Ping! Die Museumsapp (bis 2020 unter dem Namen „Mein Objekt“) entwickelt. Als Startpunkt der Reise durch das Museum schlägt sie jedem/r BesucherIn ein auf seine/ihre Interessen abgestimmtes Objekt vor, zeigt Querverbindungen zu anderen Sammlungsteilen auf und ermöglicht es, eigene Eindrücke und Objektbeschreibungen zu hinterlassen. In Interaktion mit anderen kann der/die NutzerIn das gewählte Exponat neu interpretieren und es über Social Media den eigenen FreundInnen vermitteln. So kann die Beschäftigung mit den Sammlungen bereits Wochen vor dem eigentlichen Besuch beginnen und muss mit dem Verlassen des physischen Ortes nicht enden. Für „Ping! Die Museumsapp“ beschäftigen wir uns mit Algorithmen zur Berechnung von Präferenzen, Empfehlungssystemen und Methoden des Serious Gaming. In einem forschungsnahen Setting befassen wir uns hierzu insbesondere auch mit Fragen des Datenschutzes und Mechanismen sozialer Netzwerke. Unser Ziel ist es zu untersuchen, wie diese Ansätze für eine personalisierte Vermittlung im Museum Anwendung finden können.
Herzlichen Dank der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum der Staatlichen Museen zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und der Universität Greifswald für die großzügige Unterstützung bei der Entwicklung.
Die App wurde von unserem assoziierten Partner, dem Badischen Landesmuseum im Rahmen des Projekts Creative Collections weiterentwickelt.
Der open-source Code von Ping! Die Museumsapp steht mit einer ausführlichen technischen Dokumentation hier zum Download auf GitHub bereit. Begleitend zur App werden hier eine Darstellung des Prototypen und der Erfahrungen aus der Projektarbeit sowie verschiedene Hilfsmittel und Anleitungen zur Nachnutzung bereitgestellt.
Beteiligte Personen

Lavinia Frey
Teilprojektleitung / Geschäftsführerin Programm und Projekte Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss; Geschäftsführerin Humboldt Forum Kultur GmbH
+49(0)30 2659 5000 lavinia.frey@humboldtforum.orgMehr erfahren
- Humboldt Universität zu Berlin (Hg.). 2017. „Mein Objekt“ In Das Humboldt-Labor: Wissenschaften in Bewegung – Überlegungen und Ansätze, 29. Berlin: Humboldt Universität zu Berlin.
- Gamelab.berlin der Humboldt Universität zu Berlin