
Migrationsgeschichte digital erleben
Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven
Das Team in Bremerhaven testet digitale Erzählformate, um die Rituale, Ideale und Debatten rund um Migration online und im Museum erfahrbar zu machen.
Am Deutschen Auswandererhaus werden mithilfe realer Familiengeschichten und durch die Rekonstruktion historischer Schauplätze vielfältige Facetten von Migration veranschaulicht. Außerdem setzen wir uns im Museum mit den Haltungen unserer BesucherInnen zum Thema Migration auseinander. Gesellschaftliche Debatten finden aber zunehmend im Netz statt. Virtuelle Realitäten sind längst nicht nur bei Computerspielen etabliert und machen Vergangenes oder Unbekanntes erlebbar. Diesen Entwicklungen tragen wir im Teilprojekt Rechnung und fragen: Wie können digitale Technologien dazu beitragen, einen Dialog zur Migration anzuregen? Machen sie biografische und emotionale Aspekte von Aus- und Einwanderung intensiver erfahrbar?
Kann Empathie digital vermittelt werden?
Unser Ziel ist es, einen intensiveren Austausch zwischen dem Museum und den BesucherInnen zu ermöglichen. Wir möchten ihre Bereitschaft fördern, sich mit Ein- und Auswanderung auseinanderzusetzen. Gleichzeitig loten wir Potentiale, aber auch Grenzen von immersiven, digitalen Erzählformaten bei der kulturhistorischen Wissensvermittlung aus.
Emotionen als virtuelle Realitäten
Diesen Zielen nähern wir uns unter anderem über die Nutzung von Virtual- und Mixed-Reality-Installationen zur Vermittlung biografischer und emotionaler Aspekte von Einwanderung. Statt der reinen Konstruktion physisch unzugänglicher Räume oder historischer Orte werden hierzu Informationen über interaktive Situationen transportiert, Narrative ergänzen das bloße Zeigen.




„Dialog Migration“: Museum als Ort der Kommunikation
Über ein Online-Portal möchten wir einen digitalen Raum schaffen, der einen intensiven Austausch zwischen Museum und Besuchern erlaubt. Dabei erproben wir Befragungs- und Interaktionsformate sowohl zu aktuellen politischen Debatten als auch zu historischen Migrationsthemen. So werden beispielsweise Familiengeschichten und Erinnerungsobjekte von NutzerInnen online gesammelt und präsentiert.
Umsetzungsansätze
Analoge und virtuelle Realitäten
Welche Bedeutung haben originale Objekte in Zeiten der Digitalisierung? Lassen sich Empfindungen fremder Menschen besser durch biographische Objekte oder besser digital durch Geschichten vermitteln? In unserem Ausstellungsexperiment „KRIEGsgefangen. OHNMACHT. SEHNSUCHT. 1914 – 1921“ (Laufzeit: 1.8.-30.11.2018) haben wir untersucht, ob und wie sich Empathie digital vermitteln lässt. In der Ausstellung waren einzelne Inhalte sowohl in klassischen Ausstellungsräumen als auch digital mittels VR-Brillen zugänglich. Auf Basis von Befragungen, an denen Besucher vor und nach dem Ausstellungsbesuch teilgenommen haben, wurde in einer breit angelegten Studie mit mehr als 700 ProbandInnen die unterschiedliche Wirkung dieser Erzählformen analysiert.
Dialog Migration
Der „Dialog Migration” testet, mit welchen digitalen und analogen Formaten das Museum BesucherInnen erreichen kann. Letztere werden sowohl auf der Museumswebsite als auch im Deutschen Auswandererhaus zu persönlichen und gesellschaftlichen Migrationsthemen befragt. Das Museum zeigt die Ergebnisse an digitalen Medienstationen in der Dauerausstellung und auf der Website. An Aktionstagen im Museum werden aktuelle Themen mit BesucherInnen persönlich diskutiert oder in quantitativen Interviews erforscht. Ziel ist es, den Dialog mit den BesucherInnen vor, während und nach dem Besuch zu einem Teil des Museumserlebnisses werden zu lassen.

An Aktionstagen im Museum werden aktuelle Themen mit BesucherInnen persönlich diskutiert oder in quantitativen Interviews erforscht. Ziel ist es, den Dialog mit den BesucherInnen vor, während und nach dem Besuch zu einem Teil des Museumserlebnisses werden zu lassen.
Portal für Biographien
Das Portal bietet über Biographien, Objekte und Oral-History-Interviews Einblicke in die Sammlung des Deutschen Auswandererhauses. Es offeriert den NutzerInnen zwei verschiedene Zugänge zur Migrationsgeschichte: einen emotionalen und einen methodischen. Beim ersten werden Suchbegriffe aus der Emotionsgeschichte angeboten, beim zweiten solche aus der historischen Migrationsforschung. Je nach Auswahl erhält der/die NutzerIn Zugang zu Geschichten von MigrantInnen, Fotos von Objekten oder Videos, die einen persönlichen und einen wissenschaftlichen Blick auf Migrationsgeschichte erlauben. Jede/r NutzerIn, die/der eine eigene Einwanderungsgeschichte in der Familie hat, kann über das Portal die wissenschaftliche Abteilung des Museums kontaktieren.
Ontologische Sammlungsdatenbank
In einer neuen Sammlungsdatenbank finden neben klassischen Objekten auch digitales Kulturgut, wie Videos und Audiodateien, Eingang: Objekte, Oral-History-Interviews sowie migrantische Biographien werden dabei nicht nur klassisch inventarisiert, sondern auch ontologisch miteinander verknüpft. Eine innovative Sammlungshierarchie schafft neue inhaltliche Verbindungen zwischen dem materiellen und immateriellen Kulturgut; etwa zwischen Objekten, migrantischen Narrativen und ihrer migrationshistorischen Einordnung.
Beteiligte Personen

Dr. Simone Blaschka
Teilprojektleitung / Direktorin, Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven

Mehr erfahren
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- Teilprojektwebseite des Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven
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