9. Juli 2021
Vermittlungskonzepte, Wissenstransfer

Whiteboard over Saarbrücken

Das virtuelle Museum für Kinder und Jugendliche (VIMUKI) berichtet von einem ersten Workshop.

Der erste Workshop zum VIMUKI, Foto: Historisches Museum Saar, CC BY 4.0

VIMUKI ist das Virtuelle Museum für Kinder und Jugendliche. Seine Mama, das Historische Museum Saar, hat es uns anvertraut. Vorher hat sie noch den Wunsch geäußert, dass es so reden lernen soll, dass auch Linus, der Störenfried, Sofia, die Streberin, Martha, die Verträumte, Jonas, der Liebe und Elly, die Entdeckerin es verstehen können.

Aber das VIMUKI will nicht sprechen. Dabei könnte es so schön sein: Ein hübsches, modernes und witziges Ding, historisch bewandert wie Umberto Eco und dabei verspielt wie Super Mario – der von den Eltern geliebte Gast selbst im kleinsten aller Kinderzimmer mit der schlechtesten W-LAN-Verbindung – didaktisch reüssierend und das nervigste aller Geschwisterkinder übertönend. Aber warum sagt es nichts?

Unser Team besteht aus sechs Personen. Seit dem Zeitpunkt, an dem wir uns zum ersten Mal trafen, redete jeder unentwegt auf VIMUKI ein, gab ihm seine Ideen, die Essenz seines Werdegangs mit auf den Weg. Ab und an, wenn wir mal kurz innehielten, guckte es uns mit großen Augen an, gab es ein paar unbekannte Laute von sich und verstummt wieder. Einer von uns meinte, er hätte “SAMR” verstanden. Aber was soll denn SAMR sein?

Heute wissen wir, dass uns VIMUKI etwas über das SAMR-Modell erzählen wollte. Schon 2006 hatte sich Ruben R. Puentedura (Harvard University – woher auch sonst) überlegt, wie digitale Medien den Schulunterricht bereichern können. Er unterteilte vier verschiedene Stufen: Substitution (Ersetzung), Augmentation (Erweiterung), Modification (Änderung) und Redefinition (Neubelegung). Während Substitution nicht viel mehr ist, als einen Text online und nicht auf Papier zu lesen, geht es bei Redefinition um das sogenannte Digital Storytelling, das Digitale Geschichtenerzählen.

Digital Storytelling, das klang für uns nach einer ganz neuen Art des Unterrichtens. Vorbei die Zeit, in der PDF-Dokumente ausgefüllt oder Bildschirmpräsentationen geteilt wurden. Linus, Sofia, Martha, Jonas und Elly sollten Spaß haben und ganz nebenbei VIMUKIs grenzenloses Geschichtswissen aufsaugen. Aber wie sollte das gehen, wenn es nicht redete? Wir sahen nur noch einen Ausweg: Wir mussten nach Saarbrücken.

Die Fahrt war erhellend. Wir einigten uns auf wenige aber zentrale Worte, lachten und genossen den Fahrtwind. Wir waren so mit unseren Ideen beschäftigt, dass wir gar nicht merkten, wie es um uns herum immer weißer und weißer wurde. Als es uns endlich auffiel, war es schon zu spät: Kurz hinter der Brauerei Bruch gab einen großen Knall: Wir waren mit einem Whiteboard zusammengestoßen.

Das Whiteboard, die berühmte grüne Tafel unserer Kindheit, war weiß geworden und stand bedrohlich und leer vor uns. Schweigen. Enttäuschung, unklare Pausenzeiten, Blicke, die im Raum umhersuchen. Smartphone wegstecken. Kaugummi unter dem Tisch festkleben. Einer muss an die Tafel, äh ans Board. Oh Gott, es geht los! So tun als ob man die Brille putzt, um nicht dranzukommen…

Es mag an der Luft im Saarland gelegen haben, es könnte auch die Tatsache gewesen sein, dass wir die ganze Zeit Süßigkeiten und Brezeln essen durften. Wir wissen es nicht. Doch plötzlich wurden unsere Ideen ins Whiteboard hineingesaugt, zerschmolzen im “Was?”, im “Wie?” und vor allem im “Warum?” Unser VIMUKI begann zu wachsen und seine Umgebung wahrzunehmen. Gerade als einer ins Schokocroissant biß, ein anderer den Stift ansetzte, irgendwo ein Smartphone piepte und die Abendsonne Saarbrücken in ein warmes Licht tauchte, sagte es die ersten Worte. Wir waren selig!

Als wir am späten Abend, nach stundenlanger Betrachtung der Zähne, der Zunge, der Lippen und der Stimmbänder (und dem Verzehr des zehnten Schoko-Osterhasen) die Stecker unserer Endgeräte und Synapsen zogen, wurde uns klar, dass wir in Begriff waren, “Digital History Telling” zu erfinden.

Das und noch viel mehr können Sie auch. Sie brauchen dafür nur ein Baby vom Historischen Museum Saar, ein Whiteboard und ein “Warum“. Und Sie müssen nach Saarbrücken. Sonst funktioniert gar nichts.

Beitrag von: Markus Thulin

Mehr erfahren

Teilprojekt „VIMUKI – Virtuelles Museum für Kinder und Jugendliche“ (Historisches Museum Saar)

VIMUKI – Virtuelles Museum für Kinder und Jugendliche

https://www.historisches-museum.org

Teilprojekt: VIMUKI – Virtuelles Museum für Kinder und Jugendliche
Teilprojekt

VIMUKI – Virtuelles Museum für Kinder und Jugendliche

Das museum4punkt0-Team des Historischen Museum Saar baut ein Virtuelles Museum für Kinder und Jugendliche (VIMUKI) auf, eine Kombination aus Online-Lernplattform und Videokonferenz-Tool.

Impulse & Tools für die digitale Kulturvermittlung

workbook entdecken!
Consent Management Platform von Real Cookie Banner