Die Neiße im Wandel – Ein immersiver Flug über den Fluss und durch 2000 Jahre

Vom Fluss aus gesehen zeigt der „Neißeflug“ die Entwicklung von Landschaft und Stadt entlang der Neiße, Foto: .hapto, © .hapto

Überblick

Information und Dokumentation

Verwandte Ergebnisse

Rubrik
Anwendungsbereich
Zielgruppe
Vermittlungsansatz
Technologie
Entwicklungsstand
Nachnutzung

Mit dem Neißeflug wird die landschaftliche und städtische Entwicklung entlang des Görlitzer Neißetals in den vergangenen ca. 2000 Jahren erlebbar gemacht. Die für die 2D- und 3D-Präsentation konzipierte Animation vereint komplexe Rekonstruktionen historischer Landschafts- und Stadtansichten der Jahre 1550 und 1910 mit aktuellen Drohnenaufnahmen. Zusammen mit Wissenschaftler*innen des Senckenberg Museums Görlitz, den Historiker*innen der Görlitzer Sammlungen und dem Entwickler*innenteam der Firma .hapto konnte ein detailgetreues Abbild der Neiße aus früheren Zeiten entstehen.

 

Bibliographische Angaben

Institution
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Teilprojekt
Forschung in Museen erklären, verstehen, mitmachen
Autor*innen
Lisa Janke, Helga Zumkowski-Xylander, Jens Wesenberg, Daniel Wiesenhütter, Kai Wenzel (Görlitzer Sammlungen), Lutz Westermann (.hapto GmbH), Nikolaus Vuckovic (immortal arts STUDIO), Willi Xylander
Veröffentlicht
13.06.2023
Lizenz der Publikation
CC BY 4.0
Kontakt
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
post-gr@senckenberg.de

Entwicklung

Im Rahmen der deutsch-polnischen Kooperation „Abenteuer Neiße“ erarbeitet das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz eine grenzüberschreitende Wanderausstellung zur Lausitzer Neiße und den angrenzenden Landschaften und Lebensräumen in Deutschland, Polen und Tschechien. Parallel dazu entwickelte das Kulturhistorische Museum Görlitz eine ergänzende Wanderausstellung zur Kulturgeschichte der Neiße. Mit Hilfe einer digitalen Anwendung sollen die Besucher der Ausstellungen die landschaftlichen und urbanen Veränderungen der letzten ca. 2000 Jahre im Görlitzer Neißetal immersiv erleben können.

Inhaltliches Konzept

Flüsse sind besondere Lebensräume für Pflanzen, Tiere und auch für uns Menschen. In Mitteleuropa haben wir die Flüsse nach unseren Bedürfnissen gestaltet und dabei stark in diese sensiblen Ökosysteme eingegriffen. Auch die Neiße hat sich in den letzten ca. 1000 Jahren durch menschliche Eingriffe stark verändert. Am Beispiel der Neiße wollten wir zeigen, wie durch Wehre, Mühlgräben und Deiche, aber auch durch die Siedlungsentwicklung in den fruchtbaren Flussauen die Landschaften entstanden sind, die wir heute sehen.

Ein immersives Erlebnis sollte exemplarische Abschnitte des Flusslaufs zu vier verschiedenen verschiedenen Zeitpunkten – um das Jahr 0, um 1550, kurz nach 1900 und in der Gegenwart – exemplarisch erlebbar und die Veränderungen im Laufe der Zeit nachvollziehbar machen. Dazu wurden vier Orte im Neißetal in und um Görlitz ausgewählt, an denen sich die Entwicklung von Landschaft und Siedlungsraum besonders gut darstellen und visuell erzählen lässt. In Cinema4D wurden die heute verlorenen Lebensräume und historischen Stadtansichten in und um Görlitz rekonstruiert und ein Flug durch das Neißetal als 3D-Video animiert. Der Blick vom Fluss auf die Natur und die Bauten entlang der Neiße erforderte eine möglichst realistische Darstellung der aus dieser Perspektive sichtbaren Teile. Drohnenaufnahmen ergänzen die historischen Zeitschnitte um die heutige Flusslandschaft.

https://vimeo.com/654651110
Vom Fluss aus gesehen zeigt der „Neißeflug“ die Entwicklung von Landschaft und Stadt entlang der Neiße, Video: .hapto, CC BY-NC-ND 4.0

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Grundlagen für die komplexen Rekonstruktionen waren GIS-Daten und Karten zur Modellierung des Landschaftsreliefs, Vegetationsdaten mitteleuropäischer Überschwemmungsgebiete vor anthropogenen Eingriffen, Videomaterial aus einer eigens durchgeführten Drohnenbefliegung, historische Quellen aus den kulturhistorischen Sammlungen unserer Kooperationspartner wie Postkarten, Gemälde, Stiche, Fotografien und Karten und schließlich Quellen zu vergleichbaren Objekten, von denen keine Originalbilder überliefert sind, wie z.B. für die Rekonstruktion einer vierrädrigen Mühle, von der man weiß, dass sie in Görlitz existiert hat, von der aber keine Bilder existieren.

Rekonstruktion des Flusslaufs und der Vegetation im Neißetal um das Jahr 0, Grafik: SMNG, CC BY-NC-ND 4.0

Während der 3D-Modellierung der Rekonstruktion wurde interdisziplinär und iterativ zwischen Botaniker*innen, Historiker*innen und den Entwickler*innen zusammengearbeitet. Die Rekonstruktionen integrieren dieses komplexe und interdisziplinäre Wissen und können so – mit Fokus auf die Flusslandschaft und einzelne Points of Interest – die Veränderungen entlang der Neiße umfassender und authentischer wiedergeben als einzelne Objekte, Bilder, Texte oder Videos.

Implementierung und Inbetriebnahme

Das fertige Video ist Teil der Wanderausstellung „Abenteuer Neiße – Leben am Fluss“. Innerhalb der Ausstellung wird das Video in der Regel als 2D-Version in einem abgedunkelten „Raum im Raum“ präsentiert. Für die 3D-Präsentation werden ein Side-by-Side-Kurzdistanzprojektor und Shutterbrillen eingesetzt. Durch das große Bildformat, den 3D-Effekt und die realistische Animation der Rekonstruktionen entsteht ein immersives Erlebnis und eine Zeitreise entlang des sich wandelnden Flusses. Die 3D-Brillen müssen über einen Micro-USB-Anschluss aufgeladen und nach Gebrauch gereinigt werden.

Nachnutzung

An repräsentativen Standorten entlang des Görlitzer Neißeufers wurden Standbilder und Ausschnitte der Animation zugänglich gemacht. Mit Hilfe eines QR-Codes auf Schildern am Ufergeländer können kurze Clips auf dem eigenen Handy abgerufen werden. So können die historischen Ansichten von Uferlandschaft, Gebäuden und Brücken direkt mit dem heutigen Stadtbild verglichen werden.

Bereitstellung der Nachnutzung

Sie sind an der Nachnutzung der digitalen Anwendung interessiert? Bitte wenden Sie sich an post-gr@senckenberg.de.

Weitere Ergebnisse im Teilprojekt

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