Eine WLAN-Infrastruktur in Ausstellungsbereichen

Im Vordergrund ein WLAN-Router, im Hintergrund Blick auf die Piazzetta des Kulturforums.
Access Point ausgerichtet auf die Piazzetta des Kulturforums, Foto: © Jörg Schimke, plan b digitation GmbH

Überblick

Information und Dokumentation

Verwandte Ergebnisse

Rubrik
Anwendungsbereich
Methode
Nachnutzung

Die Projekte zur Errichtung mehrerer Besucher*innen-WLANs in ausgesuchten Museumsgebäuden und Außenflächen der Staatlichen Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (SMB) haben gezeigt, dass diese Art von Infrastrukturmaßnahme nicht ohne eine professionelle Grundlagenermittlung und Vorplanung realistisch einzuschätzen und anzugehen ist. Geht man alleine von der zu bespielenden Grundfläche der Ausstellungsräume aus, um Kosten und zeitlichen Umfang zu schätzen, so können die tatsächlich genutzten Ressourcen letztendlich doppelt so hoch liegen, wie geplant. Denkmalschutz, Lichtkonzepte, Blitzschutzgutachten, fehlende Kabelwege und vieles mehr bilden die Rahmenbedingungen, die den Möglichkeitsraum zur Installation der Netzwerktechnik einschränken. Um diese komplexe Gemengelage für jedes Haus zu beurteilen, braucht eine umfangreiche Vorarbeit.

Bibliographische Angaben

Institution
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Teilprojekt
(De-)Coding Culture. Kulturelle Kompetenz im Digitalen Raum
Autor*innen
Sandro Schwarz
Veröffentlicht
26.06.2023
Lizenz der Publikation
CC BY 4.0
Kontakt
Sandro Schwarz
Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
m4p0.m1@smb.spk-berlin.de

Anforderungen

Ein Besucher*innen-WLAN im Museum soll zum einen den Gästen die Möglichkeit geben Informationen im Internet nachzuschlagen, Posts über Social Media abzusetzen und sich am Ort zurecht zu finden. Zum anderen bietet es die notwendige Grundlage für den Einsatz von Vermittlungsanwendungen, welche dynamisch Multimediadaten laden.

Für das freie Besucher*innen-WLAN in den Staatlichen Museen zu Berlin wurden verschiedene Anforderungen gesammelt, um eine optimale Nutzung für die Besucher*innen und die Sicherheit der eigenen Netzwerke zu gewährleisten. So musste beispielsweise aus Sicherheitsgründen das Gäste-WLAN vom Netz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz getrennt sein, um eine Einflussnahme auf die kritischen Systeme auszuschließen.

Es ist ebenso wichtig, die Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen, indem zukunftsfähige Anlagen eingesetzt werden, die nicht nach kurzer Zeit erneuert werden müssen. Im Netzwerkbereich haben die aktiven Komponenten, wie Access Points und Server einen durchschnittlichen LiveCycle von fünf Jahren. D.h., dass in einem Fünfjahresrhythmus nach der Fertigstellung der Erstinstallation die aktiven Komponenten erneuert werden müssen. Die Erfahrungen aus den bereits umgesetzten Projekten zeigen, dass die Kosten für die genannte Hardware in etwa 50 % der Erstinvestition darstellen. Die passive Infrastruktur aus Halterungen, Glasfaser- und Kupferkabeln sowie dem nötigen Blitzschutz kann man jedoch so planen, dass für ca. 15 Jahre keine weiteren Baumaßnahmen nötig sind.

Das Besucher*innen-WLAN wird für 80 % der Maximalzahl potenzieller Besucher*innen im jeweiligen Haus ausgelegt. Um hier einen realistischen Wert zu berechnen, haben wir die Verkaufsstatistiken von Tickets aus den zurückliegenden Jahren als Datenbasis verwendet. Für einzelne Bereiche, wie Vortragssäle und Foyers, müssen zusätzliche Anforderungen berücksichtigt werden. Hier sorgen Sonderveranstaltungen, wie Ausstellungseröffnungen, für Verbrauchsspitzen. Daher sollte in diesen Bereichen mit mehr Redundanz geplant werden.

Ein messbares Kriterium ist die Leistung des Besucher*innen-WLANs, bis zu fünf Personen in einem Raum gleichzeitig das unterbrechungsfreie Streaming von Full-HD-Videos auf ihren Smartgeräten zu ermöglichen. Es muss jedoch auch möglich sein, die Bandbreite bei Bedarf auszubauen, um den steigenden Datenverkehr bewältigen zu können.

Ästhetische Anforderungen sind für Museen ebenfalls wichtig. Hierzu gehören beispielsweise eine verdeckte Kabelführung, die Platzierung von Access Points außerhalb des Sichtbereichs und die Rücksichtnahme auf das bestehende Lichtkonzept des Museums.

Weitere Aspekte, die beachtet werden müssen, sind Blitzschutz, Denkmalschutz und das Raumklima. Störsignale durch zusätzliche Funkgeräte wie Klimalogger sind zu prüfen und in die Planung mit einzubeziehen. Um die Nutzung des WLANs zu überwachen und zu analysieren, sollten statistische Auswertungen möglich sein. Dabei ist jedoch stets der Datenschutz zu beachten.

Um eine reibungslose Wartung und Aufgaben rund um das Facility Management der Anlage zu gewährleisten, ist es wichtig, eine umfassende technische Dokumentation bereitzustellen. Sollte die eigene IT-Abteilung nicht über die Ressourcen verfügen, kann das System für die Wartung durch eine externe Firma mit Fernwartungstools vorbereitet werden.

Zu guter Letzt sollte das Besucher*innen-WLAN in einem Museum innerhalb eines ganzen Museumverbundes keine Insellösung darstellen, sondern nahtlos in die vorhandene Infrastruktur integriert werden.

Entwicklung und Erfahrungsbericht

Die Wahl des ersten Hauses für die Planung und Umsetzung eines Besucher*innen-WLANs fiel auf die Gemäldegalerie am Kulturforum, Berlin. Hier zeigte unsere extensive Besucher*innenforschung, dass sich Besuchende am Kulturforum eine bessere Orientierung wünschen und den Bedarf an Vermittlungsinhalten haben, die die verschiedenen Häuser am Kulturforum zusammenbringen. Um hier ein Angebot, wie die in der Folge entstandene App Future Walk, zu erstellen, mussten die Gebäude infrastrukturell vorbereitet werden. Die Planungen umfassten die Gemäldegalerie, das zentrale Eingangsgebäude des Kulturforums und die Piazzetta als Teil des Außenraums. Dem Foyer kommt als Ort für den WLAN-Service eine besondere Rolle entgegen. Hier befinden sich Flächen für Ausstellungseröffnungen und andere Veranstaltungen sowie der Museumsshop und ein Café. An allen diesen Orten kann die Versorgung mit einem WLAN das Besuchererlebnis vor und nach einem Besuch steigern.

Am Anfang der Infrastrukturmaßnahme stand eine Schätzung der Kosten, die auf den Erfahrungen anderer Institutionen beruhte. Bereits bei der Grundlagenermittlung und Vorplanung stellte sich jedoch heraus, dass eine Umsetzung mehr Ressourcen als veranschlagt benötigen würde. Fehlende Kabelwege, für WLAN nahezu undurchdringliche Stahlbeton-Wände und die komplexe Klimatisierung des Gebäudes stellten hier besondere Herausforderungen an die Ingenieur*innen. Um eine zeitweise Schließung des Gebäudes zum Zwecke des Umbaus zu vermeiden, mussten für die Kabelführung und Ausleuchtung der Museumsräume kreative Lösungen gefunden werden. Letztlich konnten die Räume dann über Access Points auf dem Dach versorgt werden. Von den Auftragnehmer*innen wurden spezielle Halterungen konstruiert und über den freistehenden Glaskuppeln der sogenannten Wandelhalle bzw. in den Zwischendecken der Ausstellungsräume platziert. Die Ausstellungsflächen blieben somit von der Installation unangetastet.

Zu sehen ist eine Skizze mit Vermerk der Wandverteiler.
Prinzipschema der Kabelwege und Verteiler in der Gemäldegalerie, Foto: © plan b digitation GmbH

Eine wichtige Erkenntnis aus unserem Projekt am Kulturforum ist daher, dass die Phasen Grundlagenermittlung und Vorplanung zwingend bei großen Bauprojekten von der darauffolgenden Ausführungsplanung und Umsetzung zu trennen sind. Nur so ist gewährleistet, dass ein Museum mit den nötigen Informationen ausgestattet ist, um zu entscheiden, ob eine Infrastrukturmaßnahme vom Aufwand tragbar ist.

Bei dem zweiten Bau, den wir mit einem WLAN ausstatten konnten, sind wir mit einer breiter aufgestellten Vorplanung zur Wahl des passenden Gebäudes vorgegangen. Wir haben für mehrere Museen am Kulturforum und auf der Berliner Museumsinsel zwei Ingenieursbüros beauftragt die Grundlagenermittlung und Vorplanung aufzustellen. Mit den vorhandenen finanziellen und zeitlichen Ressourcen waren wir dann in der Lage die James-Simon-Galerie, dem zentralen Eingangsgebäude für die Museumsinsel, mit einem weiteren Besucher*innen-WLAN auszustatten. Da dieser Bau besonders hohe Anforderungen an die Ästhetik des Innen- und Außenausbaus stellte, mussten auch hier kreative Lösungen zur Anbringung der Access Points gefunden werden. Da es sich um einen sehr modernen Bau mit einer bereits bestehenden Netzwerkverkabelung handelt, konnten gute Positionen für die Access Points hinter bereits verkabelten Tresen und anderen Verblendungen genutzt werden.

Zu sehen ist die James-Simon-Galerie.
James-Simon-Galerie Bodestraße, Museumsinsel Berlin, Berlin-Mitte, Foto: © Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker

Insgesamt war die Ausstattung der WLAN-Infrastruktur in beiden Museen eine herausfordernde Aufgabe, die jedoch erfolgreich umgesetzt wurde. Sowohl in der Gemäldegalerie am Kulturforum als auch in der James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel wurde ein Besucher*innen-WLAN implementiert, um den Gästen ein verbessertes Besuchserlebnis zu bieten. Die Planungen und Umsetzungen beider Projekte erforderten kreative Lösungen, um die architektonischen und ästhetischen Anforderungen der Gebäude zu erfüllen. Durch die Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros und die sorgfältige Trennung der verschiedenen Planungsphasen konnten die WLAN-Installationen realisiert werden. Letztendlich trug die erfolgreiche Umsetzung der WLAN-Infrastruktur dazu bei, dass die Besucher*innen vor und nach ihrem Museumsbesuch mit einem verbesserten Service versorgt wurden.

Weitere Ergebnisse im Teilprojekt

Bild zum Ergebnis: Mit dem Mönch am Meer. Rezeption und Wirkung einer Virtual- Reality-Installation in der Alten Nationalgalerie Berlin
Studien und Handreichungen

Mit dem Mönch am Meer. Rezeption und Wirkung einer Virtual- Reality-Installation in der Alten Nationalgalerie Berlin

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Mit Hilfe einer Virtual Reality-Installation, die vom 05.04.-30.06.2019 in der Alten Nationalgalerie aufgebaut und inszeniert wurde, sollte es Besucher*innen ermöglicht werden, in das Werk einzutauchen und in zweifacher Hinsicht zu verstehen: einerseits hinsichtlich der Szenerie, andererseits hinsichtlich des Malprozesses und der Grundbegriffe der Romantik im Œuvre Friedrichs.
Bild zum Ergebnis: (De-)Coding Culture. Wie Besucher*innen mit KI Museen neu erleben
Studien und Handreichungen

(De-)Coding Culture. Wie Besucher*innen mit KI Museen neu erleben

Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

Mit (De-)Coding Culture rücken wir sie in den Mittelpunkt. Für die Erweiterung der Sammlungen Online bei den Staatlichen Museen zu Berlin durch Technologien der Künstlichen Intelligenz haben wir deswegen die Besucher*innen selbst zu Wort kommen lassen. In drei Workshops sind wir mit einer Fokusgruppe in den Austausch getreten, haben Fragen gestellt und gemeinsam alle Aspekte rund um den Museumsbesuch diskutiert. Aus den Erkenntnissen haben wir einen Visions-Prototyp für eine KI-basierte Museums-App entwickelt.

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