17. Juli 2019
Entwickeln, Neuigkeiten, Technische Umsetzung

Unsere 360-Grad-Filme in VR und Kuppelprojektion gehen an den Start

Mitte Juli 2019 konnten wir unsere 360-Grad-Filme und unsere Kuppelprojektion zu Brauchveranstaltungen der Fastnacht einweihen.

Das Fastnachtsmuseum Narrenschopf in Bad Dürrheim zeigte bisher überwiegend statische Objekte der schwäbisch-alemannischen Fastnacht wie Häser (Kleidung) und Holzmasken. Fastnacht als kulturelles Phänomen ist jedoch alljährlich ein emotionales Erlebnis für die zahlreichen Akteure. Wie lässt sich die Verbindung von Emotion und Brauchtum in einem Museum darstellen? Diese Frage wurde im Rahmen von museum4punkt0 beantwortet: Ein Eintauchen in das fastnächtliche Geschehen mittels 360-Grad-Filmen ermöglicht den BesucherInnen das unmittelbare Erleben des immateriellen Kulturerbes  der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.

360-Grad-Filme der Fastnacht in VR im Museum Narrenschopf
Ab sofort für BesucherInnen nutzbar: 360-Grad-Filme zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht © Fastnachtsmuseum Narrenschopf Bad Dürrheim

360-Grad-Filme: Neue Zugangswege zu Brauchveranstaltungen

Die in den VR-Brillen und in der 360-Grad-Projektionskuppel gezeigten 360-Grad-Filme entstanden in der Fastnachtssaison 2017/18 sowie 2018/19. Jede der ausgewählten Brauchveranstaltungen wurde dabei von zwei bis vier verschiedenen Kamerastandpunkten aus aufgenommen. Hierzu waren die zwei technisch-wissenschaftlichen Projektmitarbeiter (teilweise unterstützt durch studentische Hilfskräfte) mit zwei bis vier Kamerasystemen vor Ort. Jedes Kamerasystem bestand dabei aus einem Kamera-Rig (einer Kamerahalterung aus dem 3D-Drucker) in der sechs Kameras (bei den Kameras handelt es sich um ActionCams vom Typ GoPro Hero6) so angeordnet waren, dass sie jeweils in alle Richtungen filmten und so stets 360-Grad abbildeten. Jedes Kamerasystem war zusätzlich mit einem Mikrofon ausgestattet, das in 360-Grad-Ton aufnahm (VR-Mikrofon vom Typ Sennheiser Ambeo VR Mic in Verbindung mit einem Aufzeichnungssystem Zoom H6 oder ein Zoom H2n).

Für die Kamerasysteme wurden bei den Brauchveranstaltungen jeweils Standorte gesucht, die eine besondere Perspektive auf das Geschehen ermöglichten. Oftmals wurden diese an Standorten gefunden, die für ZuschauerInnen nicht zugänglich sind: Beim „Munderkinger Brunnensprung“ konnte ein Kamerasystem beispielsweise direkt auf dem Brunnenrand stationiert werden, bei der „Schömberger Polonaise“ inmitten der Tanzenden. Diese besonderen Kamerastandpunkte erforderten oft eine Bedienung des gesamten Kamera- und Mikrofonsystems aus der Ferne – ein Unterfangen, das sich bei den tiefen Temperaturen und dem nasskalten Wetter am Jahresanfang als herausfordernd darstellte (und nicht immer wie gewünscht funktionierte). Zudem gestaltete sich das Zusammenspiel zwischen Fastnachtsakteuren und Kameraequipment aufgrund der eingeschränkten Sichtweise durch die Sehschlitze der Holzmasken gelegentlich schwierig: Das ein oder andere Mal mussten wir beherzt eingreifen, um so ein Umstoßen des Kamerasystems zu vermeiden. Für das gewünschte unmittelbare Eintauchen in die Fastnacht bei der späteren Rezeption der Filme war es jedoch unumgänglich, die Kameras möglichst dicht am oder gar im Geschehen zu platzieren.

Aus dem meist mehrstündigen Filmmaterial einer jeden gefilmten Brauchveranstaltung haben wir in den vergangenen Monaten jeweils einen rund fünf- bis siebenminütiger Film erstellt, der zur Erläuterung des Gezeigten mit einem Sprechertext nachvertont bzw. ergänzt wurde.

Neben den Filmen der Brauchausübungen entstanden in den vergangenen Monaten zudem Filme bei Handwerkern wie Maskenschnitzer, Glockenmacher und Häsmaler, deren Künste ebenfalls in 360-Grad-Filmen festgehalten wurden.

Die so entstandenen zahlreichen 360-Grad-Filme sind für die MuseumsbesucherInnen nun u.a. mittels VR-Brillen an drei VR-Stationen in der Dauerausstellung des Fastnachtsmuseums Narrenschopf in Bad Dürrheim zugänglich.

Kuppel für 360-Grad-Projektion vor dem Museum © Fastnachtsmuseum Narrenschopf Bad Dürrheim
Kuppel für 360-Grad-Projektion vor dem Museum © Fastnachtsmuseum Narrenschopf Bad Dürrheim
© Fastnachtsmuseum Narrenschopf Bad Dürrheim

Per Projektion Fastnachtsbräuche gemeinsam erleben

VR-Brillen ermöglichen eine individuelle Rezeption der 360-Grad-Filme. Um dieses Einzelerlebnis zu ergänzen, wurde vor dem Museum Narrenschopf in den letzten Wochen eine 360-Grad-Projektionskuppel installiert. Sie ermöglicht es Besuchergruppen, die 360-Grad-Filme gemeinsam – ähnlich wie in einem Planetarium –  zu betrachten: Eine semipermanente 360-Grad-Kuppel mit acht Metern Durchmesser und vier Metern Höhe, die sich aufgrund ihrer Form architektonisch perfekt in das Gesamtensemble der kuppelartigen Gebäude des Fastnachtsmuseums Narrenschopf einfügt, wurde hierzu auf der Freifläche des Kurgartens vor dem Museum aufgestellt (der Zugang zur Kuppel erfolgt ebenerdig von der Kasse des Museums aus). Im Inneren der Kuppel können bis zu 30 Personen Platz nehmen und die von einem Hochleistungsprojektor mit Fisheye-Objektiv präsentierten 360-Grad-Filme erleben.

Zunächst wurde hierfür Ende Juni die Bodenkonstruktion aufgebaut, die den Kuppelraum auch nach unten isoliert. Anschließend wurde die Trägerkonstruktion für die halbkugelförmige Kuppel aus 230 Elementen – beginnend am höchsten Punkt der Kuppel – zusammengesetzt, verspannt und verschraubt, so dass anschließend die schützende Außenhülle der Kuppel übergezogen werden konnte. Nach der Installation der Projektionsfläche im Inneren der Kuppel konnten die Klimaanlage, die Lautsprecher sowie die Beleuchtung der Kuppel installiert werden – und natürlich die zentrale Projektionstechnik!

Durch einen kleinen Tunnel und über eine Rampe ist nun die klimatisierte 8-Meter-Kuppel barrierefrei vom Vorplatz des Museums aus zu betreten.

Beitrag von: Prof. Dr. Ullrich Dittler

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Teilprojekt: Kulturgut Fastnacht digital
Teilprojekt

Kulturgut Fastnacht digital

Die museum4punkt0-Teams vom Museum Narrenschopf Bad Dürrheim und dem Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein vermitteln das Brauchtum Fastnacht digital auf einer Online-Plattform, mittels interaktiver Medienstationen sowie mit dem Projekt einer „Lively Exhibition“.

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