28. Oktober 2021
Vermittlungskonzepte, Wissenstransfer

Blick in den museum4punkt0-Praxisalltag: Sieben Fragen an das Team vom Deutschen Museum

Das Teilprojekt widmet sich dem gesamten Prozess der 3D-Digitalisierung, vom Scan bis zur Vermittlung – und dabei gilt: erst fragen, dann machen.

museum4punkt0
Hinter den Kulissen der Teilprojekte: Perspektiven dreidimensionaler Visualisierungen in der musealen Vermittlung, Grafik: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / museum4punkt0 / Julia Rhein, CC BY 4.0

Das Teilprojekt heißt „Perspektiven dreidimensionaler Visualisierungen in der musealen Vermittlung“ – berichtet uns kurz zur Einführung, was Ihr vorhabt!

In unserem Teilprojekt beschäftigen wir uns ganz explizit mit der 3D-Digitalisierung als gesamtem Prozess. Das bedeutet, wir schauen uns verschiedene 3D Scan-Verfahren in unserem 3D Scan Labor an und auch, wie wir dann mit den gescannten Daten weiterarbeiten. Dazu gehört ganz zentral natürlich die Vermittlung.

In verschiedenen prototypischen Projekten, z. B. in Kooperation mit Universitäten und Künstler*innen, beschäftigen wir uns mit der Frage, wie 3D-Objekte über Augmented Reality (AR)- und Virtual Reality (VR)-Angebote vermittelt werden können und wie wir Museen dabei helfen können, solche Projekte auch bei sich umzusetzen. So entwickeln wir zum Beispiel eine AR-App, die zeigen soll, welche Möglichkeiten AR für die museale Vermittlung bietet. Gleichzeitig testen wir neue Vermittlungsangebote, neben VR auch z. B. Raumprojektionen in unserem VRlab gemeinsam mit den Besuchenden. Und schließlich diskutieren wir mit Museumsmitarbeitenden weltweit in unserem Online-Kursprogramm „Meaning Making“ innovative Digital Storytelling Methoden, wie z. B. die Co-Kuratierung von Online-Ausstellungen.

Wie setzt sich Euer Team zusammen, welche Abteilungen des Museums bindet Ihr wie in den Konzeptions- und Entwicklungsprozess ein?

Unser Team besteht aus insgesamt elf Personen, die ganz unterschiedlich stark in das Projekt involviert sind. Durch die unterschiedlichen Aufgaben ergeben sich auch viele verschiedene Schnittstellen in andere Abteilungen. In Bezug auf das VRlab arbeiten wir eng mit unserem Ausstellungsdienst sowie der Bildungsabteilung zusammen, während wir im 3D Scan Labor eng mit dem Sammlungsmanagement und der Forschungsabteilung zusammenarbeiten. Außerdem stehen wir in ständigem Austausch mit den Kurator*innen, die wir ausgehend von unseren Erfahrungen beraten oder von denen wir wertvolles Feedback einholen.

Welche Methoden möchtet Ihr für die Umsetzung nutzen, in welche Richtung gehen Eure Überlegungen?

Im Zentrum stehen bei uns die Extended Reality Technologien – dazu zählen wir auch die 3D Scan Verfahren. Allerdings arbeiten wir auch mit Digital Storytelling-Methoden über Onlinekurse oder Social Media-Kanäle. Wichtig ist uns auch eine methodisch durchdachte Evaluierung. Weil es für den XR-Bereich noch wenig standardisierte Evaluationsmethoden gibt, arbeiten wir hier eng mit der Medieninformatik der Ludwigs-Maximilians-Universität in München zusammen und testen in einem qualitativen Methodenmix verschieden Ansätze zur Verbesserung der Nutzungserfahrung (z. B. Interviews, Beobachtungen, aber auch Methoden des UX Design).

Könnt Ihr schon konkrete Beispiele nennen, welche Objekte wie über die Anwendungen präsentiert werden sollen bzw. können? Gibt es dafür Auswahlkriterien?

Im VRlab zeigen wir bereits seit 2018 vier zentrale Objekte des Deutschen Museums: das Lunar Roving Vehicle, die Ventil-Dampfdruck-Maschine der Gebrüder Sulzer, den Lilienthal Gleiter sowie den Benz Patent Motorwagen. Diese Objekte werden in VR in ihre „natürliche“ Umgebung zurückversetzt und so kontextualisiert. Generell orientieren wir uns bei der Auswahl am konkreten Vermittlungsziel und berücksichtigen dabei auch, ob sich eine Vermittlung über XR Technologien lohnt und damit einen Mehrwert bringt oder ob man das Objekt auch über andere Vermittlungsmethoden besser darstellen könnte.

Unsere Leser*innen interessiert natürlich besonders, ob und warum Ihr Ideen verworfen habt, gab es zum Beispiel unerwartete Entwicklungen? Berichtet uns von Eurem Entscheidungsprozess!

In all unseren Bereichen verwerfen wir ständig Idee. Zum Beispiel sind wir zu Beginn davon ausgegangen, dass wir für das VRalb viel weniger Personal benötigen und mussten dann feststellen, wie wichtig eine gute Betreuung für unsere Besuchenden ist, um sich im Umgang mit der neuen Technologie wohlzufühlen. Wir haben auch gelernt, wie wichtig es ist, sich bei der Umsetzung neuer Vermittlungsformate viel Inspiration und Expertise außerhalb zu suchen. Vor allem für das Storytelling haben wir viel von Künstler*innen gelernt und unsere VR-Sequenzen massiv angepasst, sodass sie jetzt viel intuitiver und interaktiver sind.

Woran arbeitet Ihr selbst gerade konkret und welche sind Eure nächsten Schritte?

Das ist ganz unterschiedlich bei uns. Gabriel und Alex arbeiten gerade daran, den ersten Prototypen für unsere greifbAR-App fertigzustellen – damit wir ihn dann alle testen und Feedback geben können. Claus beschäftigt sich mit dem Vergleich unterschiedlicher Scanverfahren und erarbeitet eine Bedarfsanalyse aufbauend auf einer Befragung im Museum. Andrea hat gerade den zweiten Zyklus der Meaning Making Reihe abgeschlossen. Während die Ausstellung des ersten Zyklus auf Instagram schon zu bestaunen ist und gerade noch in einen Mozilla Hub überführt wird, haben die Künstler*innen gerade erst die co-produzierten Konzepte der Teilnehmenden von Zyklus zwei übergeben bekommen und gehen jetzt an die kreative Arbeit. Parallel sind wir dabei, im VRlab Raumprojektionen neben den VR-Inhalten zu testen und hoffentlich auch bald unsere neuen VR-Sequenzen zu zeigen.

Und zum Abschluss noch: Was ratet Ihr Kolleg*innen aus dem Kulturbereich, die ein ähnliches Projekt angehen möchten?

Fragt! Bevor es losgeht, ist der wichtigste Schritt herauszufinden, was andere schon gemacht haben – sei es im eigenen Haus oder in anderen. Sucht den Kontakt und lernt von bereits gemachten Fehlern oder lasst euch von gelungenen Projekten inspirieren. Und scheut dabei auch nicht den Schritt raus aus der eigenen Disziplin. Lernt auch von Theatern, Künstler*innen, Zoos, Unis usw. Und wenn es dann losgeht, seid offen mit eigenen Fehlern, plant Zeit für Evaluation mit ein und dokumentiert.

Fragen von Mira Hoffmann und Dr. Silke Krohn, Antworten von Andrea Geipel

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Informationen zum Meaning Making Programm

Informationen zum Teilprojekt

Teilprojekt: Zentrale wissenschaftliche Projektsteuerung
Teilprojekt

Zentrale wissenschaftliche Projektsteuerung

Das museum4punkt0-Team der Stiftung Preußischer Kulturbesitz steuert das Verbundprojekt, kommuniziert die Projektarbeit, organisiert den Erfahrungsaustausch, teilt Wissen im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen und stellt die Projektergebnisse bereit.
Teilprojekt: Perspektiven dreidimensionaler Visualisierungen in der musealen Vermittlung
Teilprojekt

Perspektiven dreidimensionaler Visualisierungen in der musealen Vermittlung

Das Deutsche Museum entwickelt eine Plattform zur Erstellung modularer AR-Anwendungen.

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