19. Januar 2021
Entwickeln, Technische Umsetzung, Teilen, Verbundarbeit, Vermittlungskonzepte, Wissenstransfer

Raus an die frische Luft – digitales Museumserlebnis im Außenraum

Von Standort zu Standort, Objekt zu Objekt, über leere Felder: museum4punkt0 zu Möglichkeiten digitaler Vermittlung von Museumsinhalten draußen.

Große Leere, Reizüberflutung, Wind und Wetter: Wie gelingt es, mithilfe digitaler Technologien im Außenraum der Museen Inhalte zu vermitteln? Wie lassen sich Objekte und Standorte in ihrer großen Vielfalt dazu bringen, eine Geschichte zu erzählen? Wie werden NuzerInnen zu EntdeckerInnen? 

Im Verbund museum4punkt0 sind unterschiedlichste Institutionen zusammengeschlossen. Trotz der Unterschiede in Größe, Ausrichtung und Zielgruppen ergeben sich Querschnittsthemen, die von einer Reihe an Häusern für die Entwicklung und Umsetzung ihrer Vermittlungskonzepte zentral sind. So beschäftigt sich das Varusschlacht im Osnabrücker Land Museum und Park Kalkriese mit Ideen digitaler Entdeckungstouren auf seinem weiten Gelände, das als archäologisches Forschungsfeld selbst eigentliches Objekt des Museums ist. Die Berliner Dichte an Museumsobjekten wiederum lädt zu Spaziergängen mit digitalen Erlebnissen an einer Vielzahl von Kunstorten ein: die Stadtraumerschließung ist auch für die Stiftung Deutsche Kinemathek von Interesse, sind doch viele Orte in und um Berlin Schauplatz der Film- und Kinogeschichte. Eine Anwendung, die BesucherInnen nicht nur die Sammlungsbestände sowie die Dauerausstellung vermittelt, sondern Berlin als Filmstadt einbezieht, soll entwickelt werden. Formate digitaler Vermittlung im Außenraum der Museen sind also für zahlreiche Institutionen interessant. Sodass auch schon währende der Entwicklungsphase dieser beiden Projekte die anderen Verbundmitglieder von museum4punkt0 von den dabei gemachten Erfahrungen profitieren: Museen mit verschiedenen Standorten wie die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf oder die Klassik Stiftung Weimar können mit entsprechenden Angeboten ihre Häuser miteinander verbinden und als Museumskomplex wahrgenommen werden. Einzelne Objekte unterschiedlicher Häuser können in neue Kontexte gestellt, historische (Ausstellungs-)Orte lebendig werden – Unsichtbares wird sichtbar. 

Der Außenraum, den ein Museum in sein Gesamtkonzept der Vermittlung einbezieht, kann also das Freigelände, aber auch den Raum zwischen Standorten, eine Region oder den Stadtraum, gerade bei historischen Museen, bezeichnen. Wie können NutzerInnen diese Außenräume für sich entdecken – ohne festes Leitsystem oder Führung, dafür mit in der Regel größeren Distanzen und äußeren Einflüssen? Technisch bietet sich hier eine App für das eigene Endgerät an. Die vermittelten Inhalte reichen von den Objekten, Orten und ihren Geschichten bis zur wissenschaftlichen Arbeit mit und an diesen. Weit über reine Informationen hinaus, bieten sich spielerische Formate an: Die NutzerInnen können so den Außenraum selbst für sich erkunden, (neu) entdecken und erforschen, sich aktiv Wissen aneignen und neue Kontexte erschließen. Entsprechende Angebote beziehen alle ein, unabhängig von Kompetenz und Interesse, sodass bei individueller Ausrichtung das Außenraum-Erlebnis auch ein gemeinsames sein kann. Die Zielgruppe ist entsprechend groß. Beispielsweise kann ein digitales Vermittlungsangebot im Außenraum TouristInnen und Ortsansässige einladen, auf einer digitalen Schnitzeljagd Stadträume, deren Highlights und verborgene Schätze mal ganz anders zu erfahren. Durch das Erstellen eigener Touren oder Inhalte können sich die NutzerInnen untereinander vernetzen und partizipativ an der Gestaltung und Vermittlung historischer Kontexte mitwirken. 

Bei der Konzeption eines Außenraum-Angebots sind – neben dem Wetter –  insbesondere zu berücksichtigen:

  • Länge der Strecke, auf der die App fortlaufend oder in Etappen genutzt wird,
  • Veränderungen der Gegend,
  • eindeutige Bezugnahme zur Institution, etwa über „Eintrittskarten“ für die App,
  • Nutzungsmöglichkeit auch für den Einzelnen oder in der Gruppe,
  • technische Möglichkeiten, wie die Entscheidung Online- oder Offline-Content,
  • Zeitspanne bis zu notwendigen Updates und Fragen der Akku-Leistungen, Datenvolumen, Speicherkapazitäten sowie
  • die sowohl technische als auch inhaltliche Betreuung der Anwendung.

Wie bei jeder digitalen Anwendung, die in ein Vermittlungskonzept sinnvoll integriert wird, sind der Konzeptions-, Entwicklungs- und Betreuungsaufwand groß – Nutzen und Möglichkeiten aber auch: Außenraum-Apps erzählen Geschichten, bieten Zugänge zu vergangenen Zeiten und der üblicherweise eher abgeschlossenen Wissenschaftswelt. Augmented Reality ermöglicht Außenraum-Erlebnisse ohne physische Veränderungen: Das nicht mehr Sichtbare erscheint direkt am Ursprungsort, verschlossene Räume öffnen sich per „Röntgenblick“, architektonische Zeitschichten zeigen sich, Zerstörtes baut sich auf.

Team Z hat in den vergangenen Jahren selbst einen Prototyp entwickelt, der als standortbasiertes Spiel für mobile Endgeräte die NutzerInnen auf den Spuren der Zwanzigerjahre anhand von Museumsobjekten durch Berlin führt. Wir haben in der Konzeption, Entwicklung und Testung weitreichende Erkenntnisse gewonnen, insbesondere zu den Herausforderungen und Bedarfen der Museen im Bereich digitaler Außenraum-Angebote, aber auch in der interdisziplinären und institutionsübergreifenden Zusammenarbeit. Das Pilotprojekt hat unseren Blick über den Verbund hinaus geschärft und stellt Weichen für neue Teilprojekte.

Die App „Object by Object“ verbindet Standorte im Berliner Stadtraum mit virtuellen Elementen der Museumsobjekte zu interaktiven Touren, die Gamification-Elemente enthalten. Mithilfe von Lokalisierungs-Technologien wie GPS, Map-Navigation und Persistent AR verschmelzen die physische und virtuelle Oberfläche für die NutzerInnen zu einer linear geführten virtuellen Ausstellung durch den Stadtraum. Der Code ist bereits auf GitHub bereitgestellt. Der Prototyp soll später als Grundlage für Museen für das Digital Storytelling im realen öffentlichen Raum genutzt und weiter ausgebaut werden. Im kommenden Frühjahr wird eine neue Tour eingespielt und getestet, über die wir dann hier im Blog berichten werden.

Digital Geschichten erzählen – an der frischen Luft, in der Weite, im Stadtgewusel: Vermittlungsangebote im Außenraum der Museen sind eine Station auf unserem gemeinsamen Weg in die Digitalität. Zwei Teams aus dem Verbundprojekt, die sich in ihren Teilprojekten gerade diesem vielseitigen Querschnittsthema widmen, werden hieran anschließend von ihren Ideen berichten. Mehr dazu also demnächst hier im Blog.

Ein Beitrag von: Kommunikationsteam Z

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