8. Juni 2022
Verbundarbeit, Vermittlungskonzepte, Wissenstransfer

Emotionen im Kontext digitaler Vermittlungsangebote

Welche Rolle spielen Emotionen in der Vermittlung vom IKE durch digitale Anwendungen? Dazu führen wir Tiefeninterviews mit verschiedenen Museen.

Emotionen im Museum. Zweite Phase der Datenerhebung – Tiefeninterviews
Emotionen im Museum. Zweite Phase der Datenerhebung – Tiefeninterviews, Foto: Julie Piesbergen (IfM), CC BY 4.0

In unserem Teilprojekt „Materialisierung des Immateriellen?“ wird das Wechselspiel zwischen immateriellem Kulturerbe (IKE), Museum und digitalen Vermittlungsformaten ergründet. Auf Grundlage einer breiten Bestandsaufnahme von bestehenden Vermittlungsangeboten zum IKE und Tiefeninterviews mit ausgewählten Anwendungsbeispielen sollen den Museen Erfahrungsberichte aus der Praxis zur Verfügung gestellt sowie Informationen an die Hand gegeben werden zur Unterstützung bei der Weiterentwicklung der eigenen Arbeit. Nach unserer Befragung der 100 Museen  folgt nun die Durchführung von qualitativen Tiefeninterviews mit ausgewählten Häusern aus unserer Datenerhebung. In unseren Tiefeninterviews möchten wir zum einen Fragen nach der Rezeption und den Wirkungsebenen erörtern. Zum anderen möchten wir aber auch stärker auf den Entstehungsprozess eingehen und uns mit den konkreten Rahmenbedingungen auseinandersetzen.

Zentral sind dabei psychologische Theorien und Fragestellungen. Dem komplexen Zusammenspiel von emotionalen, motivationalen und kognitiven Aspekten kommt eine besondere Aufmerksamkeit zu. Die Emotionen stehen hier im Mittelpunkt:

  • Inwiefern treten Emotionen während der Anwendungsrezeption auf?
  • Um welche Emotionen handelt es sich dabei?
  • Wie wirkt sich eine emotionale Ansprache auf die Nutzer*innen und ihr Benutzungserlebnis aus?
  • Welchen Einfluss hat die emotionale Ansprache auf die Wissensvermittlung?

Daneben sind motivationale Tendenzen bei der Benutzung digitaler Anwendungen bedeutend, wie etwa die Bereitschaft, sich auf das Vermittlungsangebot einzulassen und sich tiefergehend mit den Vermittlungsthemen (hier IKE) zu beschäftigen. Auch die Ebene der Kognition ist mit Blick auf die Wissensvermittlung und -bildung im Museum grundlegend. Da alle drei Ebenen eng miteinander verbunden sind, ist es unerlässlich, diese in unseren Tiefeninterviews zusammen zu behandeln. Besonders interessant ist hierbei auch der Einfluss interaktiver und partizipativer Ansätze.

Im Rahmen der Tiefeninterviews werden wir den Gesprächskreis vergrößern und verschiedene Interessensgruppen und Stakeholder in unsere Diskussion miteinbeziehen. Zum einen möchten wir die Gespräche mit den Museumsverteter*innen fortsetzen und ihre Erfahrungen weiter kennenlernen. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Vermittlung, dabei legen wir den Fokus auf die intendierte Wahrnehmung, Wirkung und Annahme der digitalen Angebote. Besonders interessant ist hier, inwiefern die Form des digitalen Angebots dem vermittelten IKE entspricht und den Besonderheiten vor allem seiner Weitergabe gerecht werden kann. Daneben möchten wir aber auch mehr über den Alltag der Anwendungsentwicklung erfahren. Gerade in der Befragung wurde deutlich, dass das Interesse der Museen an konkreten Erfahrungsberichten sehr groß ist. Deshalb möchten wir gern en detail mit den Kolleg*innen besprechen, wie sie in diesem Prozess vorgegangen sind, welche Rahmenbedingungen die Entwicklung der digitalen Anwendung unterstützt haben sowie welche Netzwerke für die technische und inhaltliche Entwicklung, aber auch für die fortwährende Bereitstellung der digitalen Angebote genutzt werden.

Zum anderen ist die Perspektive der Nutzer*innen für unsere Frage nach den Funktions- und Wirkweisen digitaler Angebote von großer Bedeutung. Hier möchten wir untersuchen, ob die Vermittlungsziele erreicht werden und welche Wirkung die Benutzung der digitalen Anwendung auf die Nutzer*innen hat sowie inwiefern Emotionen angesprochen werden und auf welchen Eindrücken und Erfahrungen diese basieren. Von besonderem Interesse ist für uns hier die Frage, inwiefern sich die Wahrnehmung des IKE dank des digitalen Vermittlungsangebots verändert, das Verständnis für das IKE und das Interesse am IKE.

Die Erkenntnisse aus den Tiefeninterviews werden wir abschließend in einem Gutachten mit den Erfahrungsberichten der ausgewählten Museen diskutieren und damit den Museen Handlungsempfehlungen für den Einsatz digitaler Anwendungen in der Vermittlung des IKE zur Hand geben. Mit unserem Gutachten möchten wir die Museen darin unterstützen, anhand der analysierten Erfahrungswerte und -möglichkeiten anderer Häuser eigene Ideen zu entwickeln, konkretisieren und umzusetzen.

Datenbereitstellung

In den Gesprächen mit den Museen wurde deutlich, dass ein großer Bedarf an Anregung und Austausch besteht. Auf der Verbundplattform von museum4punkt0 werden wir bestehende digitale Vermittlungsangebote präsentieren und Informationen zu den dringlichsten Fragen geben:

  • Welche Anwendungstypen gibt es bereits?
  • Welche Technik wird dabei verwendet?
  • Welcher Aufwand ist einzukalkulieren?
  • In welchem Rahmen (v.a. Budget und Fördermöglichkeiten) konnten die Anwendungen entwickelt werden?
  • Welcher Vermittlungsansatz wurde gewählt?

Wir sind sehr gespannt auf die kommenden Schritte und freuen uns auf den weiteren Austausch im Rahmen unserer Tiefeninterviews.

Beitrag von: Dr. Friederike Berlekamp und Julie Piesbergen

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Teilprojekt: Materialisierung des Immateriellen?
Teilprojekt

Materialisierung des Immateriellen?

Das museum4punkt0-Team des Instituts für Museumsforschung eruiert das Zusammen- und Wechselspiel von immateriellem Kulturerbe und digitalen Vermittlungsformaten.

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